Das heutige Otto Hahn-Gymnasium, eine der ältesten und traditionsreichsten Schulen des Landes, wurde im Jahre 1856 auf Initiative von Bürgern St. Johanns gegründet, die neben dem damals dominierenden humanistischen Gymnasium die Möglichkeit einer anderen höheren Schulbildung mit dem Schwerpunkt im Gewerblich-Technischen realisiert haben wollten.

Unsere Schule hieß lange Zeit "Staatliche Oberrealschule", 1973 erhielt sie ihren jetzigen Namen. Mit dem Namen Otto Hahn, der Schüler einer Frankfurter Oberrealschule gewesen war, erinnert sie an den Wissenschaftler, der zusammen mit Lise Meitner und Fritz Strassmann die Kernspaltung beim Uran nachgewiesen hatte und dafür 1945 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt worden war.

Daten aus der Geschichte unserer Schule

28. Oktober1856Die Königliche Provinzial-Gewerbeschule wird im Gebäude an der Spichererbergstraße eröffnet
20. April1892Anerkennung der Schule als Oberrealschule in Entwicklung
27. März1895Erste Abiturprüfung der neunklassigen Schule
13. Juli1897Übergabe der Schule an den Staat
8. Januar1904Übersiedlung der 16 Klassen mit 479 Schülern zum Neubau am Landwehrplatz
9. Januar1904Einweihungsfeier
 1909Gründung einer Ruderriege
16. Oktober193175-Jahrfeier


Nach 1935 wird die Schule mehrmals umbenannt:
 

 1936Staatliche Oberschule für Jungen
 1941Horst-Wessel-Schule
 1945Staatliche Oberschule für Jungen
 1947StaatlichecOberrealschule
Schuljahr1955/56Aufnahme des Staatlichen Abendgymnasiums im Gebäude
Schuljahr1954/55Einweihung des Erweiterungsbaues
19. April1966Übergabe der zweiten Turnhalle
14. Januar1969Gründung der, "Vereinigung ehemaliger Oberrealschüler", die 1973 in "Schulverein" umbenannt wird
 1972Umbau der Aula in sechs Unterrichtsräume
1. August1973Namensänderung in Staatliches Otto Hahn-Gymnasium
 1981Feier des 125jährigen Bestehens
 1993Der Stadtverband wird Träger der Schule.
6. Oktober2006Feier zum 150-jährigen Jubiläum des OHG


Leiter der Schule
 

1856Ferdinand Bothe
1872Otto Krüger
1895Dr. Max Mirisch
1901Dr. August Maurer
1913Prof. Hans Meinardus
1936Heinz Schröder
1939Dr. Rudolf Böker
1945Walter Abegg
1956Oskar Abresch
 Wilhelm Saar
1959Alfons Arnold
 Walter Abegg
1965Nikolaus Winn
1974Bernhard Braun
1985Dr. Gerd Brosowski
2011Bernd Bauer
2018Dr. Thomas Diester



Wandertag vor 100 Jahren
(aus dem Wandertageberichtsbuch der Schule)


Beförderungsschein nach Serrig und zurück. Preis pro Kopf: 1,80 M. Abfahrt 5 Uhr 10. Ankunft in Serrig 7 Uhr 1. Dort mit dem Kahn über die Saar und Aufstieg nach dem Dorfe Castell. Entfernung: 1 Std. Schöner, doch steiler Weg. Von Castell mit dem Wärter nach der 10 Minuten entfernten Klause. Besichtigung derselben. Schreiben von Postkarten. Aufenthalt l 1/2 Stunden. Abstieg 1/2 Std. und einstündiger Marsch nach Saarburg auf dem linken Ufer der Saar. In Saarburg Frühstück in der Gartenwirtschaft von Emmerich. Besichtigung der Burg, des Wasserfalls und Gang nach dem Pavillon (Aussichtspunkt). Um 12 Uhr 32 Bahnfahrt nach Mettlach. Bei der Ankunft in Saarburg wurde durch einen Schüler ein Beförderungsschein Saarburg-Serrig (Preis pro Schüler 0,10M) bestellt.

Ankunft in Mettlach 1 Uhr 2. Mittagessen im Hotel zur Saar bei Martin. Preis 1 M. Das Essen war gut und reichlich. Dazu Flaschenbier pro Flasche 0,30 DM.

Um 3 Uhr Aufbruch nach der Schlossruine Mont Clair. An der Brücke über die Saar führt ein Weg auf dem rechten Saarufer die Saar hinauf. Nach etwa 5 km (nach dem Pfalzführer 3 km) zweigt sich links ein Weg ab, der den Berg hinauf zur Ruine führt. Von dort schöne Aussicht, jedoch sind die Türme der Burg mit Schülern vorsichtig zu besteigen. Den Wärter zum Aufschließen bestellte der Wirt Martin in Mettlach. Rückweg über die Höhe bis nach Mettlach. Zuletzt steiler Abstieg. Am Waldrand Einkehr im Pavillon Sommerwirtschaft (Flaschenbier, die Flasche 0,40 M). Dauer des Besuches von Mont Clair mit Aufenthalt ungefähr 3 Stunden. Der Besuch des Museums der Mettlacher Fabrik musste unterbleiben, da samstags früh geschlossen wird. Rückfahrt von Mettlach 7 Uhr 41. Ankunft in Saarbrücken 9 Uhr 6.

Gesamtkosten: Fahrgeld 1 M 20, Mittagessen (inkl. 1/2 Flasche Bier) 1 M 15, Trinkgeld für die Wärter, Brückengeld, Bier im Pavillon 0,50, Getränke, Postkarten 0,45: M 4,00. (sic.)

Das Otto Hahn-Gymnasium zu Saarbrücken
(Auszug aus den OHG-Notizen 2001)


Am Anfang stand der Elternwille

Bereits im Jahre 1833 war in den Kreisen Saarbrücken und Saarlouis der Wunsch der gehobenen und höheren Gesellschaft nach einer „realistisch-technischen“ Ausbildung ihrer Söhne laut geworden. Dieser Wunsch stellte eine Reaktion auf den seit Beginn des 19. Jahrhunderts in unserer Region eingetretenen Strukturwandel dar. Im Verlauf der in Deutschland gegenüber England und anderen Ländern verspätet einsetzenden Industriellen Revolution kam es in den Kreisen Saarbrücken und Saarlouis zu einer solchen Konzentration größerer Fabriken und Betriebe, dass hier über die Hälfte der industriellen Betriebe des Regierungsbezirks Trier angesiedelt war. Außerdem bewirkten die Hoffnungen auf einen Deutschen Zollverein (1834 realisiert) mit Wegfall der innerdeutschen Zollschranken und wesentlichen Verbesserungen für Handel und Gewerbe eine positive Grundeinstellung auf dem industriellen Sektor. Zudem hatten verschiedene Fabriken, Berg- und Bierindustrie (z.B. Baumwollspinnerei v. Schlachter, Stiften- und Kettenfabrik St.Arnual, Fenner Glashütten...) bereits bedeutende Exportverbindungen mit Frankreich und Belgien.

Aus dieser Wirtschaftslage resultierte konsequenterweise die Absicht der Wirtschaftsführer und höher gestellten Beamten unserer Region, ihre Söhne besser als bisher auf die künftigen Berufsaufgaben vorzubereiten. Die altsprachlich-humanistische Ausbildung, die das Ludwigsgymnasium, einzige höhere Schule im näheren Umkreis, anbot, schien dieser Aufgabe nämlich nicht (mehr) gerecht zu werden.

Nach einer Übergangslösung des Jahres 1836, dem Ludwigsgymnasium Realklassen als alternatives Bildungsangebot (Englisch und Linearzeichnen statt Latein und Griechisch) beizugeben, konnte schließlich am 28.Okt.1856 die „Königliche Provinzial-Gewerbeschule zu Saarbrücken“ in der Spichererbergstraße als zweite Schule dieser Art im Regierungsbezirk Trier ihre Tore öffnen. Sie diente im besonderen Maße den Söhnen der Gewerbetreibenden, Industriellen, Kaufleute, Berg- und Hüttenbeamten als Stätte adäquater Vorbereitung auf das spätere Berufsleben.

Dass bei der ersten Abschlussprüfung in der neuen Schule am 10.3.1858 alle fünf Prüflinge das Prädikat „gut“ erreichten, lag sicherlich auch daran, dass der erste Direktor der Schule, Dr. Ferdinand Bothe (geb. 1824 in Dresden), durch ein finanziell hervorragendes Angebot (Jahresgehalt: 1000 Thaler) verpflichtet werden konnte.

So sehr die Schule anfangs die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen konnte (Schulabgänger unserer Schule waren gern gesehene Studenten am Berliner Gewerbeinstitut), so wenig genügte sie bald schon den Anforderungen ihrer Träger, die sich über die zu geringe Allgemeinbildung der Abiturienten beklagten. Ein Blick auf die Stundentafel macht dies deutlich. Den oftmals unzureichend vorgebildeten Schulanfängern bot der offizielle Lehrplan keinerlei

Fremdsprachenunterricht. Die Grenzlage Saarbrückens und die Veröffentlichung umfangreicher Fachliteratur in Französisch mussten das völlige Fehlen des Französischunterrichts als Pflichtfach ( eine Wahlmöglichkeit für zwei Wochenstunden bestand immerhin seit 1860) in der Saarbrücker Gewerbeschule als schweren Mangel für die Weiterbildung der Abiturienten erscheinen lassen. Mit der „Verordnung über die Umgestaltung der bestehenden und die Errichtung neuer Gewerbeschulen in Preußen“ (31.3.1870) begann eine grundlegende Neugestaltung der Gewerbeschulen. Wenn auch z.T. nur zweistündig, so wurde der Unterricht in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte und Erdkunde (die beiden letztgenannten Fächern mit vier bzw. drei Stunden) verbindlich. Eine Besonderheit stellten nun als oberste Klassen die vier Fachklassen dar. Hier war, ausgerichtet auf die späteren Berufe, die Wahlmöglichkeit zwischen den Abteilungen zur „ Vorbereitung für die Polytechniker (Fachklasse A), für Bauhandwerker (Fachklasse B), das mechanisch-technische Gewerbe (Fachklasse C) und das chemisch-technische Gewerbe (Fachklasse D)“ gegeben, so dass man von kleinen Akademien für mittlere Techniker sprach.

Zur Qualitätssicherung (!) waren den vier Klassenstufen der Gewerbeschulen dreiklassige Vorschulen anzugliedern, wodurch ein Erweiterungsbau für die Saarbrücker Gewerbeschule unumgänglich wurde. Diese hohe finanzielle Belastung wurde vom Staat, dem Kreis und den beiden Städten Saarbrücken und St. Johann getragen. Allerdings machte letztlich erst ein auf Allerhöchsten Befehl hin gewährter Baukostenzuschuss von 90.000 Mark als „Dank für die patriotisch-preußische Haltung“ der beiden Städte im Deutsch-Französischen Krieg den 1877 bezogenen Neubau möglich.

Als am 7. bis 9.August 1877 die ersten Abiturprüfungen nach den neuen Lehrplänen stattfanden, hatten die Gewerbeschulen zum größten Teil schon die Aufgaben der 1876 aufgelösten Realklassen an Gymnasien übernommen. So verwundert es kaum, dass das preußische Unterrichtsministerium am 17.11.1890 die Vereinigung der dreiklassigen Vorschule mit der vierklassigen Gewerbeschule zu einer siebenklassigen lateinlosen Realschule verfügte. Als im Jahre 1891 durch eine Unterrichtsreform nur noch sechsjährige Realschulen oder neunjährige Oberrealschulen erlaubt wurden, erreichte unsere Schule am 20.April 1893 nach einjähriger „Entwicklungsphase“ die förmliche Anerkennung als Oberrealschule. Zugleich fand sich der Staat bereit, die Schulträgerschaft zu übernehmen, wenn der Kreis und die Städte den dringend notwendigen Neubau finanzierten. Nach langwierigen Auseinandersetzungen um den Standort der neuen Schule setzte sich schließlich St. Johann gegenüber Saarbrücken durch, indem es 400.000 Mark bereitstellte. Dass sich auch die heimische Industrie an den Kosten beteiligte, unterstreicht abermals das Interesse des Industriebürgertums an unserer Schule . So stifteten jeweils 6.500 Mark die Burbacher und Halberger Hütte, Erhardt & Sehmer, Gebr. Lüttgens und Böcking & Dietzsch für den Neubau der ab dem 1.April 1897 dem Staat unterstellten Schule( offizielle Übergabe an den Staat am 13. Juli 1897 in einer Feierstunde).

Der Umzug in das neue Schulgebäude (8.1.1904) setzte auch nach außen ein sichtbares Zeichen für die neue Phase der Schulgeschichte. Schon der neue Name der Schule, „Königliche Oberrealschule zu Saarbrücken“, verdeutlicht diese Veränderung. Außerdem hatten die Bauträger ganz bewusst auf Wirkung gesetzt. In dem neuen Gebäude sollte sich das gehobene Selbstverständnis der Oberrealschule widerspiegeln, gab es doch nur einige wenige Schulen dieses Typs im Deutschen Reich. Als im Jahre 1907 mit der Zulassung von Abiturienten der Oberrealschulen zum Medizinstudium die letzte Ausbildungsbeschränkung fiel, verzeichnete die attraktive Schule am Landwehrplatz bereits 500 Schüler und 24 Lehrer.

Wie sehr sich die Schule zur damaligen Zeit nicht nur um die „ordentliche“ Freizeitgestaltung der Schüler (z.B. Verbot des Aufenthaltes außerhalb des Elternhauses nach Einbruch der Dunkelheit) kümmerte, sondern auch auf die der Lehrer achten musste, zeigt die auf Betreiben des Freiherrn von Stumm erwirkte Versetzung des dritten Direktors der Schule, Dr. Max Miritschs, nach Königsberg, weil er sich in Wahlkampfzeiten zu sehr einer freisinnigen politischen Meinung zugewandt habe.

Dr. Miritschs Nachfolger, Dr. August Maurer, engagierte sich ebenfalls außerhalb des Unterrichts für politische Fragen, jedoch offensichtlich in einer höheren Ortes genehmen Partei. Weil er 1907 ins Preußische Abgeordnetenhaus gewählt worden war, vertrat ihn bis 1913 mehrfach Professor Sauerland. Nach Dr. Maurers Versetzung nach Wiesbaden leitete von 1913 bis 1936 Professor Hans Meinardus die Kgl. Oberrealschule.

In der Öffentlichkeit machte die Kgl. Oberrealschule zur damaligen Zeit außer durch ihre fachliche Qualität vor allem durch sportliche Leistungen in Wettkämpfen mit anderen Schulen Saarbrückens auf sich aufmerksam, wobei es den Schülern der Oberrealschule besondere Freude bereitete, als Sieger auch die Schüler des Ludwigsgymnasiums geschlagen zu haben.

Überhaupt muss unsere Schule als Wiege vieler saarländischer Sportvereine gesehen werden. Schon 1909 kam es zur Gründung einer selbständigen Ruderabteilung (Beziehungen zum Ruderclub Undine bestehen bis heute). Auch liegen Wurzeln des 1.FC Saarbrücken sowie des Saarländischen Hockeybundes in der Sportbegeisterung einzelner Schülersportgruppen der Kgl. Oberrealschule.

Einen wesentlichen Einschnitt in den Schulalltag bildete der Erste Weltkrieg, nach dessen Beginn sich in kurzer Zeit 61 Schüler unserer Schule freiwillig zum Heeresdienst meldeten. Der Krieg zeigte aber auch Auswirkungen auf den Lehrplan, da auf Anordnung der Schulbehörde in allen Fächern, selbst in Religion, Bezüge zum Krieg herzustellen waren, um diesen zu rechtfertigen. Die Beanspruchung der Schüler für „vaterländische Pflichten“ reichte bis in ihre Freizeit. Z.B. mussten sie für Kriegswirtschaft und -industrie Gummi, Konservenbüchsen, Messing , Kupfer, Blei, Aluminium, Korken, Kaffeesatz, Bucheln, Brennnesseln u.v.a.m. sammeln. Auch gelang es ihnen in acht Kriegsanleihen circa 200.000 Mark zeichnen zu lassen und 73.325 Mark in Münzgold einzusammeln.

Die schwerwiegendste Unterbrechung des Schulalltags brachte die Heranziehung fast aller Primaner und Sekundaner unter Leitung des Oberlehrers Dr. Schätzer zum landwirtschaftlichen Hilfsdienst im Kreis Bernkastel-Cues ( 30.4.- 5.11.1917). Hier sollten sie die im Felde stehenden Arbeitskräfte auf Äckern und in Weinbergen ersetzen.

Eine wechselhafte Geschichte verzeichnete auch das Schulgebäude in den vier Kriegsjahren. Bereits im ersten Kriegsmonat beschoss ein Tiefflieger, freilich ohne Schaden anzurichten, das Schulgebäude, in dem zu diesem Zeitpunkt 1300 Soldaten ihr von den Schülern in ihren Ferien eingerichtetes Nachtquartier bezogen hatten. Am 9.8.1915 griffen feindliche Flieger die Schule an. Dabei fiel eine Bombe durch das Dach auf den Vorplatz und blieb dort allerdings als Blindgänger liegen. Die häufigen Fliegerangriffe im letzten Kriegsjahr überstand die Schule ebenfalls ohne Schaden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Name unserer Schule aus politischen Gründen (Wegfall der Monarchien) in „Staatliche Oberrealschule zu Saarbrücken“ geändert. Wie hoch die Attraktivität unserer Schule zur Zeit der Völkerbundsregierung angesiedelt war, beweist die Tatsache, dass im Schuljahr 1924/25 wegen der auf 600 angewachsenen Schülerzahl zur Schaffung neuer Unterrichtsräume das Dach zur Hofseite hin angehoben werden musste.

Berühmt war die Oberrealschule in dieser Zeit auch wegen ihrer bedeutenden mineralogischen Sammlung, die unter Einsatz Dr. Böckers 1928/29 auf in 71 Glasvitrinen ausgestellte 5000 Stücke angewachsen war. In dem neu ausgebauten Dachgeschoss untergebracht, wuchs sie durch Spenden bis 1939 auf 27.000 Einzelstücke an und lockte sogar Experten aus den USA und Japan in die Sammlung am Landwehrplatz. Der Plan, diese Sammlung in ein staatseigenes Museum zu überführen, fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. 1951 wurde schließlich die Sammlung dem Geologischen Landesamt übergeben. Große Teile dieser bedeutenden Sammlung kann man heute im Geologischen Museum in der Trierer Straße besichtigen.

Ersten offiziellen Kontakt mit dem Hitler-Regime hatte unsere Schule im Jahre 1935, als im März während der sog. Befreiungsfeiertage acht Tage lang die SA die Schule belegte. Mit dem Anschluss an Deutschland kam für die Schüler ab 1938 nicht nur eine neue Bewertung einzelner Fächer (z.B. ausführliche Beurteilungen in Sport, Deutsch, Biologie und Geschichte ), sondern auch eine Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre. Außerdem erhielt die Schule neue Namen und Leiter. 1936 wurde sie in „Staatliche Oberschule für Jungen“ umbenannt, 1941 in „Horst-Wessel-Schule“. Die Direktoren waren von 1936-1939 Herr H. Schröder, von 1939-1945 Dr. Rudolf Böcker.

Wie in anderen Schulen in Grenzlage war der Schulalltag an unserer Schule während des Zweiten Weltkriegs massiv beeinträchtigt. Wegen der Flucht der Grenzbewohner in die Bergungsgebiete, besonders Thüringen, fiel der Unterricht zunächst für ein Jahr aus. Am Ende des Krieges blieb die Schule ebenfalls für etwa ein Jahr (Aug. 1944 bis Okt.1945) geschlossen. Dass in den vielen Bombennächten des Zweiten Weltkrieges das Gebäude unserer Schule kaum Schaden genommen hat, verdankt es in besonderem Maße den als Feuerwehrleuten ausgebildeten Lehrern und den Schülern der Klassen 6 und 7, die seit Juni 1942 mit Nachtwachen die Schule vor Brandschäden durch Fliegerangriffe schützten.

Seit Mai 1942 waren Jugendliche auch als Flak-Helfer ausgebildet. Tragischer Höhepunkt ihres Einsatzes bildete der 11.Mai 1944, als eine mit Schülern unserer Schule besetzte Flakstellung auf der Bellevue einen Volltreffer erhielt, so dass das Leben einer halben Schulklasse ausgelöscht wurde.

Nach Kriegsende wurde am 1.Okt.1945 unter Leitung von Studienrat Walter Abegg der Unterricht in der „Staatlichen Oberschule für Jungen“, ab 1947 „Staatliche Oberrealschule“ genannt, wieder aufgenommen. Allerdings führte die Übernahme der Schüler der im Krieg zerstörten Hindenburgschule und die Unterbringung von 325 Schüler des Ludwigsgymnasiums (Zweig Oberrealschule, bis 1950) mit dem dadurch notwendig gewordenen Nachmittagsunterricht (13.30-18.00 Uhr), der wegen der hohen Schülerzahl auch nach dem Umzug des Ludwigsgymnasiums in den Neubau in der Roonstraße bis 1955 andauerte, zu starken Einschränkungen im Schulalltag. Erst mit dem Neubau unserer Schule (1952-1955) endete diese Misere. Dennoch gibt es nach wie vor Unterricht am späten Nachmittag und am Abend in unserem Schulgebäude, da es das „Staatliche Abendgymnasium“ seit 1955 in seinen Räumen beherbergt.

Ende der 50er Jahre erlebte die Staatliche Oberrealschule mit dem Auszug des seit 1947 bestehenden realgymnasialen Zweigs eine wesentliche Veränderung. Unter Leitung von Herrn Oberstudiendirektor Dr. Thalhofer verließ er mit Beginn des Schuljahres 1958/59 unsere Schule und stellt als eigenständiges Gymnasium das „Gymnasium am Schloss“ dar.

Nach einem dadurch bewirkten zeitweisen Rückgang stieg die Schülerzahl ab 1965 wieder stetig an. Dieser Aufwärtstrend wurde noch deutlicher, als im Schuljahr 1967/1968 in der Oberrealschule neben dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig ein neusprachlicher eingerichtet wurde (Beginn mir Englisch, dann Latein, zuletzt Französisch), so dass auch Schüler aus anderen Bundesländern, in denen Französisch nicht erste Pflichtfremdsprache war, an unsere Schule wechseln konnten. Bis 1975 wurde diese Form der doppelten Schulstruktur mit Latein als zweiter Fremdsprache beibehalten.

Mit der Attraktivität der Schule einher ging natürlich wieder das Raumproblem. Diesem konnte nur durch Auslagerung einiger Klassen in die Schillerschule (1968/1969) und das Deutsch-Französische Gymnasium (1969-1978) sowie dem Bau einer neuen Turnhalle (1966) und dem Umbau der Aula zu sechs Klassenräumen (1972) begegnet werden. Der Höhepunkt der Raumnot war 1980 erreicht. Mit einer eindrucksvollen Demonstration erreichten die Eltern und Schüler der Schule, dass die Stadt Saarbrücken der mit 1250 Schülern völlig überfüllten Lehranstalt für mehrere Jahre (1981-1985 ) Räume in der Alten Feuerwache zur Verfügung stellte, obwohl die Trägerschaft der Schule erst 1993 in die Hände des Stadtverbandes fiel.

Zur Namensänderung unserer Schule zu ihrem heutigen Namen entschloss sich die Gesamtkonferenz am 7.2.1972. Mit dem Namen „Otto Hahn-Gymnasium“ sollte sowohl der Unterschied zu den Städtischen Realschulen in Saarbrücken als auch die Bedeutung Otto Hahns gewürdigt werden, der selbst Abiturient einer Oberrealschule gewesen war. Der Zusatz „Staatliches mathematisches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig“ sollte die Schulart näher kennzeichnen.

In die Zeit des Nachfolgers von Oberstudiendirektor Winn (1965-1974), Oberstudiendirektor Brauns (1974-1985), fallen neben der bereits erwähnten Großdemonstration der Beginn der Reformierten Oberstufe (1976/77) und die Jubiläumsfeiern zum 125-jährigen Bestehen der Schule.

Die strukturell wesentlichste Änderung des Otto Hahn-Gymnasiums seit der Übernahme der Schulleitung durch Oberstudiendirektor Dr. Gerd Brosowski (1985) liegt im Bereich der Sprachen. Seit dem Schuljahr 1986/87 wird am Otto Hahn-Gymnasium Spanisch als dritte Fremdsprache angeboten. Während das Fach in den Jahren 1986/87 und 1987/88 erst ab Klasse 11 gewählt werden konnte, steht den Schülerinnen und Schülern seit dem Schuljahr 1988/89 ein vollständig ausgebildeter neusprachlicher Zweig als Alternative zum mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig zur Verfügung. Demnach können die Schülerinnen und Schüler in Klassenstufe 5 mit Englisch oder Französisch beginnen, erlernen dann ab Klassenstufe 7 die jeweils andere Sprache als zweite Fremdsprache und können sich nach Abschluss der Klassenstufe 8 für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig ( mit Physik als fünftem Hauptfach und verstärktem Unterricht in Mathematik und Chemie) oder den neusprachlichen Zweig ( mit Spanisch als fünftem Hauptfach bei reduziertem Chemie- und Physikunterricht) entscheiden. Für die im Schuljahr 2001/2002 eintretenden Fünftklässler des G8 wird die zweite Sprache in Klasse 6 beginnen und die Entscheidung für den jeweiligen Zweig nach Klasse 7 fallen.

Dass dem Otto Hahn-Gymnasium aber nach wie vor daran gelegen ist, der mathematisch-naturwissenschaftlichen Tradition treu zu bleiben, zeigen die vielen Arbeitsgruppen im naturwissenschaftlichen Bereich (Computerkurse in Unter- und Mittelstufe, Internetgruppe, Mathematik-Olympiade, Technik-AG...). Auch hat sich die Schule die Förderung mathematisch hochbegabter Schüler zur Herzensangelegenheit gemacht. So ist es der Schulleitung in den beiden letzten Jahren gelungen, einem hochbegabten Schüler in Klassenstufe 12 und 13 das Studium der Mathematik an der Universität des Saarlandes zu ermöglichen. Dass der bei der Mathematik-Olympiade mehrfach hoch dekorierte Schüler, Johannes Lengler, diese Doppelbelastung bravourös bestand und zudem ein überzeugendes Abiturergebnis erreichte, darf auch als Erfolg der Schule gewertet werden.

Zu den großen Erfolgen des Otto Hahn-Gymnasiums jüngster Zeit gehört ohne Zweifel die Modernisierung des seit Jahren eingerichteten Computerraums. Nach einer großzügigen Spende des Schulvereins bei der Feier seines 30-jährigen Bestehens (DM 15.000) erklärte sich der Stadtverband dazu bereit, die Restfinanzierung der Computer (circa 20 Arbeitsplätze) zu übernehmen und löste sein Versprechen im Frühjahr 2000 ein.

Selbstverständlich pflegt das Otto Hahn-Gymnasium wie andere Gymnasien Partnerschaften mit in- und ausländischen Schulen. Außerdem hat es gerade in den letzten Jahren mit seinen Theatergruppen, Instrumentalgruppen, der Schulband, der Musikwerkstatt und den Ergebnissen des Kunstunterrichts in der Öffentlichkeit positiv auf sich aufmerksam gemacht. Darauf in dieser Schrift näher einzugehen, würde freilich deren Rahmen sprengen. Interessierte seien daher auf die Homepage des Otto Hahn-Gymnasiums (www.ohg-sb.de) verwiesen, wo sie die weitere Entwicklung unseres Gymnasiums im neuen Jahrtausend wohlwollend kritisch verfolgen und durch Kommunikation mit der Schule fördern können.

Joachim Heger