Religion, katholisch

Der Beitrag des Fachs Katholische Religion zur Erreichung der Ziele des Gymnasiums - oder: "Was leistet Religionsunterricht?"

Der Religionsunterricht sieht sich einem Verständnis der Schule im Sinne von Hartmut von Hentig verpflichtet: "Die Menschen stärken, die Sachen klären".
Schülerinnen und Schüler erwerben im Religionsunterricht grundlegende Kenntnisse und entwickeln fachspezifische Fähigkeiten. Zugleich trägt der Religionsunterricht zur Persönlichkeitsbildung bei; er will Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit an ihren alterspezifischen Entwicklungsaufgaben unterstützen.
Die Verknüpfung von fachlichen und methodischen sowie von sozialen und personalen Kompetenzen soll sie auch/gerade auf die Anforderungen vorbereiten, die künftig an sie gestellt werden.

Hierzu seien drei Hauptbereiche näher beleuchtet:

1. "Die Sachen klären": Fachkompetenzen vermitteln - Warum?
Der Religionsunterricht vermittelt lebensrelevante Kenntnisse und Einsichten:

  • Viele Lebensvollzüge, Festzeiten und Bräuche, Literatur, Kunst und Musik, aber auch die Grundüberzeugungen unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung sind nur als Teil der Wirkungsgeschichte des Christentums zu verstehen, d.h. die europäische Kultur ist vielschichtig und maßgeblich vom Christentum geprägt.
  • Ferner wird mittels des Religionsunterrichts durch die Beschäftigung mit anderen Religionen deren Einfluss in einer multikulturellen/pluralistischen Gesellschaft beleuchtet: Bei einem Nebeneinander - besser: Miteinander - unterschiedlicher Kulturen und Lebensformen bedarf es tragfähiger Werte, die u. a. der Religionsunterricht zu vermitteln hilft.
  • Wo das eigene Leben und das Zusammenleben mit anderen bedacht wird, kommen Grunderfahrungen des Menschen zur Sprache, wie bspw. die Frage nach sinnerfülltem Leben, Glück und friedlichem Miteinander. Diese Aspekte sind Unterrichtsgegenstand insbesondere des Religionsunterrichts.


2. "Die Menschen stärken": zur Persönlichkeitsbildung beitragen
Der Religionsunterricht trägt v. a. auf drei Ebenen zur Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler bei:

  • Lehrerinnen und Lehrer, aber natürlich auch Schülerinnen und Schüler verbringen erhebliche (wesentliche) Teile ihrer Lebenszeit in der Schule. Deshalb verdient das Schulleben als gestalteter Raum und gestaltete Zeit besondere Aufmerksamkeit. Religionslehrer können neben den Unterrichtsgegenständen gerade auch durch Aktivitäten wie Ausstellungen und Projekte mit dazu beitragen, dass Schule als Lebensraum wertvoll wird.
  • Im Religionsunterricht werden - wie in anderen Fächern auch - ein Kommunikationsstil angestrebt, der durch Fairness und wechselseitiger Anerkennung geprägt ist, wodurch im besonderen Maße Dialog- und Teamfähigkeit sowie Empathie und Solidarität gefördert werden.
  • Der Religionsunterricht kann den Schülerinnen und Schülern eine Orientierungshilfe bei der Suche nach einem eigenen Lebensentwurf geben, indem er die Frage nach gelingendem Leben zu beantworten hilft - besonders bezogen auf menschliche Beziehungen.

Persönlichkeitsbildung kann sich in folgenden Bereichen vollziehen:

  • Sich selbst annehmen und eine eigene Identität finden (Bewusstwerden seiner Einzigartigkeit mit allen Begabungen und Fehlern, Selbstvertrauen entwickeln, eigene Grenzen kennen und mit Enttäuschungen umgehen lernen ...)
  • Beziehungsfähig werden - Empathie entwickeln (Umgang mit Konflikten, Freundschaft gestalten, Möglichkeiten des Helfens ...)
  • Hineinwachsen in Kultur und Zivilisation (eigene kulturelle Prägung (Familie, Religion, Volk), Reichtum der eigenen Kultur bei gleichzeitiger Toleranz gegenüber fremden Kulturen ...)
  • In Institutionen leben (Umgang mit Autoritäten ...)
  • Politisch urteilen und handeln

3. Wissenschaftspropädeutisches Arbeiten und fächerübergreifendes Lernen
Religionsunterricht

  • fördert die sprachliche Ausdrucksfähigkeit.
  • erweitert das Sprach- und Wirklichkeitsverständnis (fachspezifische Begriffe, Stilmittel ...).
  • führt in die Arbeit mit Texten und Bildern ein.
  • fördert die Fähigkeit zu abstraktem Denken.
  • leitet zu geschichtlichem Verstehen an.
  • fördert die Kritik- und Urteilsfähigkeit und erörtert Konflikte.
  • weckt die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
  • fördert die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten.

Der Religionsunterricht ist eng verknüpft mit anderen Fächern; seine Aufgaben und Ziele schließen die Auseinandersetzung mit historischen, soziologischen, geographischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen ein. Hierin liegt die Chance zum fächerübergreifenden und fächerverbindenden Denken und Arbeiten.