Religion, evangelisch

Welchen Beitrag leistet das Fach Evangelische Religion zur Erreichung der Zielsetzung des Gymnasiums?

Das spezielle Dilemma vieler Jugendlicher besteht darin, dass sie auf ein gesellschaftliches Umfeld stoßen, das angesichts der Vielfalt weltanschaulicher und religiöser Angebote eine Orientierung schwer möglich macht. An die Stelle deutlich konturierter Sinnangebote sind Versatzstücke aus vielen Religionen und Weltanschauungen getreten, vermittelt aus der Welt der Medien, der Mode und der Werbung. Sie verführen leicht dazu, sich eine individuelle Weltanschauung "zurechtzubasteln" - meist ohne wirklich verstanden zu haben, was man da eigentlich gerade ansprechend findet und was nicht.
Viele verzichten heute auf eine tiefer gegründete Lebensperspektive, unterwerfen sich einem selbstverordneten Leistungs- und Genusszwang und lassen sich von Trends bestimmen. Dies fördert aber nicht die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit, die sich mit all ihren Stärken und Schwächen bejaht und in der Lage ist, persönliche Freiheit zu entfalten sowie das Zusammenleben mit anderen Menschen kreativ zu gestalten.
Der Religionsunterricht am Gymnasium leistet einen Beitrag dazu, diese Situation zu reflektieren, den Horizont durch den Blick auf die Weltreligionen zu erweitern und die Perspektive des christlichen Glaubens in aktuellen Kontexten und im Dialog mit anderen Religionen und Kulturen zu verdeutlichen.

Gemeinsames Lernen der Kulturen am OHG

Am Otto-Hahn-Gymnasium bestehen unsere Schüler- und Lehrergemeinschaft aus Menschen verschiedener Kulturen und Religionen. Wir leben mit- und lernen voneinander. Dies spiegelt sich auch im evangelischen Religionsunterricht (Re) wider. Der Besuch des Re ist selbstverständlich auch SchülerInnen anderer Religionen möglich und macht das gemeinsame Lernen besonders interessant. Wir möchten Ernst machen mit dem Versuch der ökumenischen, interkulturellen und interreligiösen Verständigung.



Was sind konkrete Inhalte des Evangelischen Religionsunterrichts?

In jedem Schuljahr werden

  • ein theologisches (z.B. Bibel, Schöpfung),
  • ein kirchlich-soziales (z.B. Diakonische Arbeit der Kirche, Propheten),
  • ein ethisches (z.B. Angst und Vertrauen, Gerechtigkeit - Ungerechtigkeit),
  • ein geschichtliches (z.B. Martin Luther, Kirche im Dritten Reich)
  • und ein dialogisches Thema (z.B. alle fünf Weltreligionen) besprochen.


Welche Ziele sind für den Evangelischen Religionsunterricht von besonderer Bedeutung?

Der Re möchte eine entwicklungs- und lebensweltbezogene Ausprägung und Aneignung von Religion fördern. Gleichzeitig sollen die SchülerInnen zu kritisch-rationalem Denken ermutigt werden. Sowohl konfessionell-kooperatives als auch überkonfessionelles Arbeiten werden berücksichtigt.
Die Schüler sollen darauf aufmerksam werden, inwiefern Religion in (ihre) Lebensgestaltung eingebunden ist, wie und warum sich religiöse Vorstellungen verändern und wie sich Säkularisierung und Pluralismus auf den Glauben auswirken. Auch sollen die Schüler religiöse Sprache als eine symbolische erkennen, die es zu interpretieren gilt. Sie sollen verstehen, inwiefern sich Menschen religiös entwickeln und welchen Einfluss dies auf die Lebensgestaltung von Menschen haben kann. In diesem Zusammenhang werden auch die Lebenswerke von Christen in der Nachfolge wie bspw. Martin Luther King oder Albert Schweitzer erarbeitet und deren besonderer Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Schutz des Kreaturen gewürdigt.
Im Re am OHG bleibt es dabei nicht theoretisch. Durch immer neue Projekte lernen die Schüler, inwiefern sie selbst aktiv Einfluss nehmen können. Die Unterstützung des Zimbabwe-Projekts von Dr. Schales oder des Bethel-Projekts der Diakonie in Bielefeld für Menschen mit Behinderung sind nur zwei Beispiele.
 


Unsere SchülerInnen sollen durch den Re Antworten auf Sinnfragen finden, durch Kenntnisnahme anderer Glaubensansichten offen für ein interreligiöses Miteinander werden, zur aktiven Einflussnahme auf das eigene Leben, zur Offenheit und zu kritisch rationaler Erschließung der Wirklichkeit ermutigt werden und so zu mündigen Menschen unserer Gesellschaft heranwachsen.

Annika Winckel.